Solide Entwicklung trotz anhaltender Pandemie in 2021
Nach wie vor beschäftigt die Corona Pandemie in weiten Teilen das Weltgeschehen. Während es 2020 am Beginn der Pandemie zu deutlichen Einbrüchen an den Aktienmärkten kam, setzte schon damals, nach staatlichen und geldpolitischen Unterstützungsmaßnahmen für die Wirtschaft, bald eine Erholung ein, die auch 2021 ihre Fortsetzung fand und den DAX auf neue Höchststände brachte. Damit schloss der deutsche Leitindex trotz Pandemie nach dem letzten schwächeren Börsenjahr 2018 inzwischen zum dritten Mal in Folge mit einer positiven Jahresperformance.
Der DAX legte 2021 um solide 15,8% zu. Während das erste Halbjahr von Kursanstiegen geprägt war, tendierte der Leitindex in der zweiten Jahreshälfte mehr seitwärts, um aber dennoch im November ein neues Allzeithoch auszubilden. Das Marktgeschehen zum Jahresende verlief volatiler, wozu insbesondere die Unsicherheit durch die Omikron-Variante beitrug. Die Profiteure in Pandemiezeiten befinden sich vor allem im Biotech- und Pharmabereich. So führen auch im DAX insbesondere die Pharma- und Healthcarekonzerne Sartorius (+72%), Merck (+65%) und Siemens Healthineers (+56%) die Gewinnerliste 2021 an. Schlusslicht ist der Energiekonzern Siemens Energy mit -24%, der sich im Restrukturierungsprozess befindet und wo es Probleme bei der Windkrafttochter Siemens Gamesa gab. 2020 war der Essenslieferant Delivery Hero noch der beste Outperformer im DAX. Die Aktie schloss nun 2021 mit -22% ab. Nach härterem Wettbewerb will man sich wieder aus dem Geschäft in Deutschland zurückziehen und mehr auf internationale Wachstumsmärkte konzentrieren. Pandemiebedingt hatten auch weiterhin die Veranstaltungs- und Touristikbranchen Probleme im abgelaufenen Jahr. Branchenübergreifend gab es Lieferketten-Probleme bei Rohstoffen und Halbleitern. Eine wesentliche Änderung im DAX fand im September 2021 statt, als der Index von 30 auf 40 Werte aufgestockt wurde.
Bei den Nebenwerteindizes schlug der TecDAX den DAX mit einem Index-Plus von 22,0%. Leicht schwächer entwickelten sich der MDAX mit 14,1% und der SDAX mit 11,2%. Gemessen an langfristigen Durchschnitten konnte man 2021 damit am deutschen Aktienmarkt erneut überdurchschnittliche Renditen erzielen. Im europäischen Vergleich liegt der DAX allerdings nur im hinteren Drittel. Die Länderindizes in Europa weisen überwiegend Renditen zwischen 20% und 30% aus. Der EURO STOXX 50 stieg um 21,0%.
Normalisiertes Bewertungsniveau
Im ersten Quartal 2021 lag das KGV im DAX deutlicher erhöht zwischen 20 und 30. Im Laufe des Jahres senkte sich das Bewertungsniveau wieder auf ein faires Niveau von 14,6 bis zum Jahresende. Trotz steigenden Kursen sank die Bewertung also ab. Entsprechend hatte sich die fundamentale Entwicklung und die Aussichten der Unternehmen im Zuge der Pandemie vor allem in der zweiten Jahreshälfte weiter verbessert und war stärker als die parallele Kursentwicklung. Obwohl die Zentralbanken die expansive Geldpolitik weitergeführt haben, was seit Jahren natürlich auch den Aktienmärkten zugute kam, kann gegenwärtig kein überhöhtes Bewertungsniveau im DAX beobachtet werden. Höhere oder positive reale Zinsen, wie sie historisch typischer Weise vorlagen, würden außerdem zusätzlich das Bewertungsniveau absenken. Die Dividendenrenditen liegen im Schnitt bei 2,5% bei den 30 der 40 Unternehmen im Index, die welche ausschütten. Etwas höher liegen die KGVs im MDAX mit 18,4 und im TecDAX mit 28,6.
Im Dow Jones pendelte das KGV im Laufe des Jahres zwischen 20 und 26 und steht zum Jahresende bei dort gemäßigten 20,7. Traditionell liegen in den USA aufgrund von weltweit führenden Unternehmen die Bewertungsniveaus etwas höher als z.B. im DAX. Das S&P 500 KGV steht derzeit bei 26,7 und hat sich damit im Laufe des Jahres von knapp 35 ebenfalls wieder abgesenkt. Das KGV des technologielastigen Nasdaq liegt bei 30,6. In der Jahresperformance stiegen der Dow Jones 2021 um 19%, der S&P 500 und der Nasdaq-100 jeweils um 27%.
Nachdem der Goldpreis im Zuge der Pandemie 2020 noch deutlicher angestiegen war, verlief das Jahr 2021 eher volatil seitwärts über wie unter der Marke von 1800 USD je Feinunze. Im Jahresergebnis fiel Gold in USD um -6,2%. Wechselkursbegünstigt legte Gold in EUR um 1,0% zu.
Expansive Geldpolitik wird zurückgefahren
In Sachen Geldpolitik läuft derzeit noch das 1,85 Bio. Euro schwere Anleihe-Kaufprogramm der Europäischen Zentralbank zur Unterstützung der Wirtschaft in der Pandemie. Das Notprogramm soll planmäßig, wie schon vor Jahresfrist anberaumt, Ende März 2022 auslaufen. Damit steigt die EZB aber nach wie vor nicht komplett aus der lockeren Geldpolitik aus. Übergangsweise läuft das schon vor der Pandemie begonnene Ankaufprogramm auf vergleichsweise niedrigerem Niveau noch ohne Auslauffrist weiter. Die EZB hat bislang seit den 2010er Jahren für über 3 Bio. Euro Staats- und Unternehmensanleihen aufgekauft, um die Konjunktur in der Eurozone zu fördern und südeuropäische Staaten zu stützen. So lange das verbleibende Ankaufprogramm noch läuft, ist auch mit keinen Zinserhöhungen zu rechnen. Der Leitzins verbleibt auch in 2022 mit hoher Wahrscheinlichkeit bei 0%. In den USA erscheint eine Leitzinserhöhung eher möglich, da dort die Geldpolitik inzwischen deutlich straffer gehandhabt wird. Dort werden Anleihekäufe reduziert bzw. sollen in 2022 auslaufen, da der Arbeitsmarkt sich verbessert hat und der Inflationsdruck steigt. Die Bank of England hatte bereits im Dezember den Leitzins wegen gestiegener Inflation erhöht.
Für 2021 erwartet die EZB eine deutliche Krisenerholung in der Eurozone mit einer BIP-Steigerung von 5,1%. Für 2022 wird ein Plus von 4,2% und für 2023 ein Zuwachs von immer noch 2,9% prognostiziert.
Inflation deutlich gestiegen
Lange Zeit war durch die expansive Geldpolitik bereits eine steigende Inflation befürchtet worden. Getrieben durch höhere Energiepreise erreichte diese nun im November 2021 im Euroraum eine Rekordhöhe von 4,9% (in Deutschland 5,2%). Auf Jahressicht werden 2,6% in der Eurozone erwartet. Die EZB geht zukünftig aber von Stabilisierungstendenzen aus. Man rechne derzeit mit einer Teuerungsrate von 3,2% in 2022 und von 1,8% in 2023 und 2024. Für Festgeldsparer bedeutet das nach jahrelanger Durststrecke weiterhin nichts Gutes. Derzeit verliert ihr Guthaben umso mehr an Wert. Aktienanlagen versprechen dagegen längerfristig im Schnitt positive Renditen. Zu beachten gilt aber, dass hohe Inflationsraten bei Unternehmen ohne Preissetzungsmacht die Margen erodieren.
Positiver Rahmen für Aktien bleibt auch 2022 erhalten
Die Attraktivität von Aktien dürfte auch 2022 nicht verloren gehen. Da im Euroraum auch weiterhin keine Zinswende in Sicht ist, dürfte die verbleibende expansive Geldpolitik dem Markt einen festen, positiven Rahmen verleihen. Auf Nullzinsniveau bleiben Aktien ohnehin als Anlage stark im Fokus. Kurskorrekturen und Einschnitte ins Wirtschaftsgeschehen sind natürlich beispielsweise durch die Ausbreitung der Omikron-Variante denkbar. Einhergehend mit der unterstützenden Geldpolitik wird allgemein aber von einer weiteren konjunkturellen Erholung in 2022 und 2023 gerechnet. Der Aktienmarkt tendiert aktuell, wie eingangs beschrieben, seit der zweiten Jahreshälfte 2021 inzwischen mehr seitwärts, so dass sich Aktien nun weniger im Aufwärtstrend befinden als zuvor. Die steigende Kursdynamik wurde inzwischen also durchaus etwas ausgebremst. Vom Bewertungsniveau her stehen unsere Standardwerte aber auf einem mehr als fairen Level, so dass Bewertungsspielräume nach oben auch weiterhin möglich sind.
Wir wünschen beste Gesundheit und viel Anlageerfolg im neuen Börsenjahr!
Herzlichst,
Ihr Karl Miller
Offenlegung gemäß §34b WpHG wegen möglicher Interessenkonflikte: Der Autor kann in den besprochenen Wertpapieren bzw. Basiswerten zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieser Analyse investiert sein.